Schon klar. Man sollte den Gürtel jetzt mal enger schnallen. Sofern man es denn noch kann (siehe Fett isoliert.) und nicht doch schon bereits die Tragweite und Festigkeit seines neuen Arbeitsplatzes angenommen hat („Du siehst aus wie ein Ohrensessel.“). Dann sollte man eben die Spanngurte mal enger schnallen. Doch bei der Suche nach der richtigen Befriedung der eigenen Fettreserven stellt man fest: ich besitze mehr Gürtel als tragbare Hosen. Beklemmt schließt man die Schublade und mit ihr die Augen vor dieser bitteren Erkenntnis.
Dann ist jetzt eben die Zeit des Aufsparens. Vorbei die Verschwendungssucht sprunghafter Heuschrecken, lang lebe die ameisenartige Vorratshaltung. Und so begibt man sich auf die Suche nach passenden Behältnissen für das Aufsparen von kalten Nudeln und stellt fest: ich besitze mehr Deckel als Dosen. Und bei genauerem Hinsehen stellt man fest: ich besitze Deckel und Dosen, aber keine Deckel für die Dosen. Man verschließt den Vorrat in einem Gefrierbeutel und den Blick für den Flüchtigkeitsfehler im eigenen Küchenschrank.
Mit geschlossenen Augen geht man in den Keller, um den Reisekoffer in Kurzarbeit zu schicken und stellt mit einem Bein im Christbaumständer stehend fest: es ist kein Platz mehr frei. Für einen Handgepäckkoffer oder eine Christbaumkugel. Und so ist sie langsam da, die Erkenntnis nach Wochen des im eigenen Leben lebens: ich muss mein Leben ausmisten. Oder zumindest meine Schränke. So ein Mist. Man beginnt zunächst mit dem Aufräumen des Naheliegenden und greift beherzt in die eignen Hosentaschen. Ein benutztes Taschentuch und Klumpen Etwas landen im Müll, das Zehncentstück im Portmonee. Als echter Gewinner geht man vom Platz und nimmt zunächst erst einmal wieder Platz.
Bis zu jenem Moment, da man beim Wäscheaufhängen feststellt, dass man erneut dieses besondere Paar Socken mit den Notausgängen für Zehen gewaschen hat. Anstatt sie nun also auch noch sauber defekt wieder in den Schrank zu räumen, schmeißt man sie fort. Und stellt fest, dass die Tränen und der Schmerz ausbleiben. So fasst man Mut und öffnet beherzt das Tor in die Vergangenheit: diese eine Seite des Kleiderschranks, die man nie öffnet. Man öffnet sie und sieht Schweinsteiger. Schwarz, rot, vergilbt liegt dort sein Trikot. Man googelt das Ende seiner Karriere im Profifußball und legt das Relikt ins Abseits: in die bereit stehende Mülltüte. Beim anschließenden Durchsehen alter, zerschlissener Hosen, die man ja mal fürs Malen gebrauchen kann, stellt man fest, dass man sein Maleroutfit mit jeder Wand, die man seit Jahren nicht gestrichen hat und auch nicht streichen wird, wechseln könnte. Man malt sich aus, was man beim Kauf des kleinkarierten Pullovers wohl einmal beabsichtigt hat. Irgendwie ist man sowohl modisch als auch körperlich inzwischen dem Stück entwachsen. Die Überlegungen über die Frage, ob Erwachsene weiter wachsen, werden unterbrochen von einem Trauermarsch: eine schweigende Trauerfeier für das Ende des Lieblingsshirts, das die D-Mark und Helmut Kohl noch miterlebt hat. Helmut, der Handgepäckskoffer und eine kleine Kita würden in dem ausgeleierten Überwurf inzwischen Platz finden. Wahre Ikonen wachsen eben über sich hinaus. Am Ende verschließt man die drei prall gefüllten Säcke ausgeleierter Geschmacklosigkeiten mit den aussortierten Gürteln.
So langsam kommt man in Schwung und macht gleich in der Küche weiter. Dort entdeckt man Lebensmittel, die mit Schweinsteiger gemeinsam abgelaufen sind. Alles was von PETA-Aktivisten nicht mit Farbbomben angegriffen würde (also keinen Pelz trägt), darf bleiben. Gehen hingegen müssen die Töpfe, die keinen Deckel finden, und Gläser, denen der Durchblick fehlt. Werbegeschenke, die nutzloser als Werbung sind. Alles eben, was unterste Schublade ist.
Im Wohnzimmer sortiert man die Reiseführer aus, die schon vor zehn Jahren keine „echten Insidertipps“ enthielten. Gefolgt von den Gesellschaftsspielen, bei denen man auf Seite fünf des Regelwerks noch jedes Mal zu Wein übergegangen ist. Jedem Winkel, jedem Gegenstand, jedem Lebewesen der eigenen Wohnung wird die Sinnfrage gestellt: warum bist du hier? Doch mit der wachsenden Mülldeponie im kleinen Hausflur stellt der Müll eine Gegenfrage: wohin mit mir?
Man überlegt kurz, ob man die hohe Spaziergänger-Frequenz vor der Haustür ausnutzen und seine großzügigen Gaben vor der Haustür „outsourcen“ soll. Doch befürchtet man, dass man beim Aufbauen mit den „echten Liebhaberstücke“ gesehen werden könnte. Was so peinlich wäre, wie alles was man jenseits der Jahrtausendwende am Leib getragen hat. Daher tut man das, was man schon immer in dieser Situation tat. Getreu dem Motto „Schön, dass du da bist. Und nicht mehr hier.“ bringt man seine Habseligkeiten auf den höchsten aller Hausmisthaufen: auf den „Möge-der Müll-sich-erhängen-Boden“, wo irgendwann Taubenkot das Problem korrodieren möge.
Ein Gedanke zu „Zeit der Entsorgung.“
Mir scheint ,der Schellenaffe hat sich in die Reihe derer eingereiht, die dem Spazieren den Rücken zugedreht haben und statt dessen sich dem Ausmisten zuwandten! Aber ihm(dem Schellenaffen) ist ein großer Fehler unterlaufen, er hat den „Mist “ nicht wirklich entsorgt ,sprich zur Müllentsorgungstelle gebracht,sondern nur in Haus verlagert! Das ist fatal! Denn der dortige Entsorgungsberg wird immer größer und nimmt ,über Jahre gesehen ,riesige Ausmaße an, die nur noch mit einem Containerdienst entsorgt werden können! Welcher dann noch mit Schutzkleidung arbeiten muss, da die Contaminierung mit Mäuse,Tauben, Spinnen und diversem andern Dreck das normale Maß überschreitet! Ich spreche da aus Erfahrung! Also der Rat den ich nur jedem gut gemeintem Entrümpeler geben kann heißt, alles sofort in Mülltonnen, Altkleidercontainern,Mülldeponie, Wertstoffhöfen oder Sozialkaufhäusern zu entsorgen! Sonst sind all die gesammelten Werke nur aus dem Schrank bzw. aus dem Sinn, aber nicht weg! Und das rächt sich irgedwann! Glaub mir!😊😉🙄