Irgendwas Witziges. Man muss ja nicht direkt wie ein menschgewordener Käfer mit bauchkrampfartigen Zuckungen am Boden liegen, aber irgendetwas, was einen von den Magengeschwüren ein wenig ablenkt, das wäre hübsch. Ein kleines Kribbeln, das wäre reizend. Denn bei allen Reizen der letzten Zeit, kribbeln tut schon länger nichts mehr. Höchstens das ausgefranste Haupthaar über den Ohren. Immerhin hört man dadurch nur noch gedämpft die Rufe der muhenden Tante und des sch-impfenden Onkels. Irgendwie wirkt man mit Kotletten, die aussehen wie Koteletts, verletzlicher. Wir Menschen mit dieser Stöhnfrisur auf dem Kopf wirken auf einmal so vulnerabel wie ein Mistkäfer, der auf dem Rücken liegt. In der Fußgängerzone, die schon lange keine Risikozone mehr ist. Zumindest für Insekten.
Doch was hilft gegen dieses Gefühl, das neuerdings „mütend“ genannt wird? Wer auch immer sich diesen Satzpartikel ausgedacht hat: er scheint aus der Seele einer angesäuerten, erschöpften Gesellschaft zu sprechen. Voller Ungeduld und Unverständnis möchte man immer mehr feste auf den Boden stampfen, wenn die Füße nicht so betäubt vom vielen Stillhalten wären. Aber was nützt das Gepolter und Gezeter? Das Geschrei und Gemecker?
Wir sind nun mal müde. Schlaftrunken von der vielen Zeit zum Ausschlafen. Übernächtigt von unseren Gedanken, die das Einzige sind, was uns noch um den Schlaf bringen kann. Gelangweilt von den vielen Nachrichten, die von keinen Neuigkeiten mehr berichten. Und langsam mischt sich Wut zur Erschöpfung. Wir sind sauer auf ohnmächtige Machthaber. Aufgebracht über Verantwortungszirkus. Entsetzt über die, die quer- statt nachdenken.
Wir sind so müde und wütend in dieser endlos wirkenden Pandemie.
Fertig ist der mütende Bürger. Fix und fertig.
Doch wann, wenn nicht jetzt gibt es gute Gelegenheiten, Dinge mit Abstand zu betrachten. Mit eineinhalb Meter oder eineinhalb Jahren Abstand. Ist denn alles wirklich so schlimm und hoffnungslos? Wie so oft scheinen wir das Grauen besser zu kennen als die Gründe zur Hoffnung. Dabei kennen wir alle mittlerweile jemand, der bereits geimpft wurde. Wir kennen jemand, der sich kürzlich kostenlos testen ließ. Wir kennen jemand, der mehr Zeit mit seinen Kindern genießt. Wir kennen jemand, der seine Umgebung neu entdeckt. Wir kennen jemand, der die Ausrede zum Nichtstun still und leise genießt. Manchmal sind wir sogar selbst dieser jemand. Und wenn wir es – noch – nicht sind, ist das kein Grund, sich wie ein trotziges Kind „Pandemimimi“ schreiend auf den Boden zu werfen. Im Altenheim motzen doch auch nicht alle darüber, dass sie auf kein Metallica Konzert gehen oder nicht nach Malle fliegen können. Wobei das ein witziger Anblick wäre. Also die Erwachsenen, die auf dem Boden schreien und die Omis, die „Nothing Else Matters“ grölen. Und irgendwas, Witziges wollten wir ja endlich mal wieder erleben.
Kein Grund zum Lachen haben Menschen, die starben, Schmerzen erleiden oder ihren Halt im Leben verlieren. Alle anderen haben noch genügend Gründe zum Lachen. Diese zum Beispiel:
Man muss die Augen eben nur offen halten, um das Gute zu sehen. Sowohl die Augen, die den Blick nach außen richten. Als auch jene, die nach innen schauen. Auch wenn der Durchblick manchmal erschwert ist.
2 Gedanken zu „Kein Grund mütend zu sein.“
Ach stimmt! Heute war ja was!!! Der great Monday! Der Schellenaffe ist wieder da! Und bringt es und alles und jeden auf den Punkt!
Wir sind „mütend“! Aber der eine eben mehr müde, der andere mehr wütend! Beides hilft nicht wirklich in schwierigen Zeiten! Da doch ehr das was unser Bundespräsident sagt:“Holen wir das Letzte und Beste aus uns raus!“
In diesem Sinne, weiter durchhaltet und mit Zuversicht den steinigen Weg weiter gehen! Dann wird der bisherige steile Weg auch irgendwann wieder in eine grüne Ebene führen!
sehr schön, wieder ein Wort gelernt, und „wüde“ gibt es auch noch. Lieber schlafen als wüten – wenn auch der Zahlensalat nervt: So
haben wir heute sinkende Neuinfektionen im Vergleich zur Vorwoche, aber steigende Inzidenz- wie das wohl geht …