Und was jetzt? Neues Jahr und alte Sorgen? Mitten angekommen in diesen „Zwanzigerjahren“, von denen wichtige Menschen begonnen haben zu sprechen und bei deren Erwähnung man unweigerlich an Damen mit Federschmuck und Herren in Wollflanell-Dreiteilern denkt, möchte man eigentlich direkt wieder raus aus den Zwanzigern. Zurück vielleicht in die Jahre, als noch DJ Bobo und nicht Christian Lindner über „Freedom“ sprach. Oder hinaus in die Zeit, in der Niesen wieder ein Genuss und kein Grund zum gesellschaftlichen Luftanhalten wurde. Allzu golden war dieses Jahrzehnt bisher nicht. Die beiden geschafften Jahre glichen eher zwei Nullen.
Doch so wenig man Lust auf das unmaskierte Gesicht von Friedrich Merz oder darauf hat, dauerhaft mit Stäbchen in der Nase wie Walross Antje herumzulaufen, so wenig ausgeprägt ist die Vorliebe für Pessimismus (oder Realismus, je nach allgemeiner Grundverfassung). Wohin allzu viel Miesepetrigkeit furcht äh führt, lässt sich schließlich an Friedrichs Gesicht ablesen.
Also: Was wird 2022 gut? 2021 ist geschafft. Das ist vielleicht direkt zu Beginn die positivste Nachricht des Jahres. Trump weg, Wahlkrampf vorbei und die Pandemie mutierte – von etwas Ungeheuerlichem zu etwas Lästigem. Die Frage nach dem Klopapier geht einem schon länger wieder an besonders dunklen Orten vorbei. Zwar fühlt man sich noch immer wie auf einer Reise in die Vergangenheit, wenn man vor einer mit roter Absperrkordel versperrten Tür wartet, bis der Türsteher die Ausweisdokumente überprüft hat. Die anwesende Maske im Gesicht und der fehlende Bass im Ohr erinnern einen alsbald jedoch daran, dass man sich in der Gegenwart eines Schreibwarenladens befindet. Aus dem Club wurde „Paper-la-papp“. Auch wenn das griechische Alphabet sich weiterhin geringer Beliebtheit erfreuen wird, so dürften in diesem Jahr Textaufgaben eine erfrischende Aktualität erhalten und zumindest Siebtklässler sich nach all den Entbehrungen unterhalten fühlen: bei vier Impfstoffen und sechs Impfdosen, wie viele Kombinationsmöglichkeiten gibt es? Positiv dürfte auch sein, dass durch die viel beschworene „Spaltung der Gesellschaft“ endlich der Teil abgespalten ist, der dumm ist. Im Übrigen ist jener unterbelichtete Teil auch 2022 daran zu erkennen, dass er Fackeln unter Straßenlaternen anzündet. Wahrscheinlich hofft er, durch doppelte Ausleuchtung zwielichtige Echsenmenschen zu finden. Aber diese werden auch 2022 nicht in Erscheinung treten. Erneut eine frohe Kunde.
2022 gibt es mehr Geld. Für wen, weiß man nicht. Aber wenn alles mehr Geld kostet, wird es schon den oder die Richtigen am Ende erreichen. Gewiss. Alles andere wäre ungerecht und respektlos. Und Respektlosigkeit kann Olaf nun mal gar nicht leiden. Für den mitunter fehlenden Elan und Nervenkitzel empfiehlt sich zudem ein selbstgestaltetes Bullshit-Bingo für Kanzlerreden aller Art. Worte wie „Respekt“, „impfen“ und „Zukunft“ sind hierbei echte Erfolgsgaranten. Risikofreudigere Mitspieler mögen sich an Begriffen wie „Rotbuche“, „Pechlibelle“ oder „Wechselkröte“ wagen. Besonders erstgenanntes Lebewesen des Jahres sollte für eine „rote Socke“ nun wirklich eine Steilvorlage sein. Wer da noch verliert, ist nun wirklich eine hornblättrige Armleuchteralge! Apropos Armleuchter: unterhaltsam ist auch die Wette darauf, nach wie vielen Minuten Karl Lauterbach in den Abendnachrichten erscheint. Die Frage, ob er erscheint, stellt sich nicht mehr.
Besonders erbaulich wird auch 2022 erneut der Sommer werden. Also jene zwei Wochen, in denen die Deutschen endlich nicht mehr über Viren, sondern über das, was sie wirklich bewegt, sprechen werden: das Wetter. Mäßig warm, feucht bis trocken. Nicht nur ideal für das sparrige Kleingabelzahnmoos, sondern für alles und jeden. Wer die warmen Tage nicht dazu nutzt, um im lauwarmen Sommerregen zu DJ Bobos „Freedom“ auf dem mit Katzenstreu ausgelegten Balkon zu tanzen, dem ist nicht mehr zu helfen!
Wer bei all diesen Prognosen wenig innerliche Wärme spürt, dem sei gesagt: Wir leben in chronischer Veränderung. Der ewige Wandel ist meist menschengemacht (eine Wechselkröte sehnt sich selten nach einer neuen Netflix-Serie oder Stehlampe). Die letzten zwei Jahre gaben uns das beklemmende Gefühl, gefangen zu sein – zwischen absolutem Stillstand und exponentieller Veränderung. Ausgebremst und überfordert starren wir in die großen Scheinwerfer des Jahres 2022 und fragen uns „Wann wird es endlich, wie es 2019 war?“ Doch 2019 wird es nie wieder geben. So wie es 2021 nie wieder geben wird. Egal, ob mit oder ohne Pandemie. Vielleicht ist 2022 ein gutes Jahr, um zu begreifen, dass wir den Wandel im Äußeren niemals werden kontrollieren können. Kein Windrad, keine Impfdosis und kein Fermentations-Set werden unser Hier und Jetzt konservieren. Es gibt im Leben keine Garantien – auf Gerechtigkeit, Benzinpreise oder Renteneintrittsalter. Doch das ist nebensächlich. Denn das, was zählt, ist das was das Außen im Innen auslöst. Was zählt, ist mit welcher „Hornblättrigkeit“ wir mit dem umgehen, was uns Gesundheitsminister, Fackelträger oder – wenn man ehrlich ist – DJ Bobo manches Mal zumuten. Ob Zynismus und Pessimismus unsere Denkwege erkranken lassen oder ob wir mit Zuversicht, Gelassenheit und Dankbarkeit auf Katzenstreu tanzen.
Was 2022 gut wird – liegt ganz an dir.
2 Gedanken zu „Und nu?“
Nun also der erste Schellenaffe im neuen Jahr! Wenn das nicht das Beste überhaupt ist, was uns dieses Jahr bescheren wird! Der Schellenaffe ist eine Konstante, die uns (zumindest jeden erste Montag im Monat) das ganze Jahr beglücken wird! Hurra, hurra wie mein Enkel zu sagen pflegt! Das ist die zweite gute Nachricht… die liebsten Menschen, die uns das Leben erträglicher machen bleiben uns auch erhalten und das hoffentlich sehr lange! Aber wie schon erwähnt, nix bleibt wie es ist! Bei machen sagen wir Gott sei Dank, bei anderem, och wie schade! Aber unsere Sichtweise auf die Dinge, also der Blick auf das was das Leben ausmacht, der sollte immer positiv, optimistisch und zuversichtlich sein, denn alles andere wäre fatal, denn dann könnten wir uns gleich gegenseitig in den Sack packen und irgendwo ertränken. Also, wie schon der Schellenaffe sagte, packen wir auch dieses Jahr an, wie all die anderen Jahre,bei mir währen das nun……ach lassen wir das ! Auf ein gutes Neues…lieber Schellenaffe und all ihr Follower!😊👍
Alles ändert sich alles wiederholt sich, Pandemien gab es schon öfter, die Pest im 6. (Katastrophen ab dem Jahr 536), und im 14
Jh. u. die Spanische Grippe, und alles ohne Impfstoff und mit Millionen Toten – aber wir nehmen halt immer die selbsterlebte Katastrophe am intensivsten wahr. Optimismus ist immer richtig und wir sollten uns nicht verrückt machen (lassen) …