Kennst du das auch: du möchtest eine Kiwi mit ins Büro nehmen, wirfst sie frohgemut in deine Tasche und kaum am Schreibtisch angekommen stellst du fest, dass du Kiwi-Smoothie auf dem Weg zu Arbeit produziert hast? Passierte Kiwi – passiert mir ständig. Ein Problem der Kategorie bestürzend.
Oder du möchtest dir ein frisches Müsli mit Banane machen. Messer und Banane in der Hand haltend fängst du an zu zittern, Schweißperlen bilden sich auf deiner Stirn, dieser Projektaufbau bestehend aus scharfem Gegenstand und erotisierender Frucht überfordert dich. Du legst dich weinend auf den Küchenboden und nuckelst abwechselnd an deinem Daumen und besagter, ungeschnittener Banane. Ein wiederkehrendes Trauma.
Oder du triffst dich mit Freunden zum Picknick im Park. Einer bringt ein Sixpack-Bier mit und du fragst dich im Laufe des Abends wie viel Bier in dem Sixpack war? Sieben? Drei Flaschen? So schnell verliert man den Überblick über sein Leben.
Doch gibt es Hoffnung und eine Lösung für alle deine Lebenskrisen. Wirklich alle.
Tchibo.
Kein Konzern ist so visionär und einflussreich wie dieser Bauchladen aus Hamburg. Ob die Kiwi-to-go-Box („Geschützter Transport und einfaches Essen unterwegs“), der Bananen-Blitzschneider („Mit einem Schnitt 6 Scheiben“) oder der mitzählende Flaschenöffner („Wow-Sound nach der 6. Flasche“) Tchibo nimmt sich der Ängste und Nöte einer von zu viel unsauber geschnittenen Bananenscheiben übersättigten Gesellschaft an.
Du denkst, du hast keine Probleme – dann schafft dir Tchibo gerne welche. Den feindlichen Früchten abgeschworen, entdeckst du vielleicht Sport als gesunden Ausgleich. Du gehst joggen. Merkst jedoch schnell, dass du deiner eigenen Kondition leichtfüßig davonläufst und dich wie ein Energiefrosch („Ein kleiner Frosch mit großer Ausstrahlung“) fühlst. Tchibos Antwort auf diese Überheblichkeit: der Sprintfallschirm. In einem Sprintfallschirm über der Stadt fliegend, wirken die #firstworldproblems in der Tat gleichmäßig zerkleinert.
Kann man sich also einen besseren Beruf, als den des Produktentwicklers bei Tchibo vorstellen? Du zerschneidest (Kirschtomatenschneider), vakuumierst (Vakuum-Weinverschluss) oder dekorierst (Butterstempel „Skala für leichtes Portionieren und Blumenmotive zum verzieren“) tagtäglich die Probleme eines zur Lebensunfähigkeit veranlagten Millionenpublikums. Stell dir vor, du kannst deinem Date sagen, du hast den Smartphone-Schmuckstecker, Fuchs und Eule oder den Bommel-Maker (für „Pudelmütze oder putziges Tierchen“) erfunden. Die Fußmatte „Just married“ und die WC-Bürste mit Kindersicherung („damit man die Bürste nicht irgendwann im Kinderzimmer wiederfindet“) solltest du von deinen Firmenrabatten zeitnah bestellen. James Bonds Q wirkt gegen dich wie ein debiler Opi, dem die Gelenkwärmer, die Blutzufuhr zum Kopf abschnüren.
Ein echter Traumjob. Um nun meinem Wunsch ins Entwicklungsteam aufgenommen zu werden sanft vakuumierten Nachdruck zu verleihen, hier ein paar erste Produktinnovationsideen:
„Döner-To-Go Box inklusive Federung für sanften Anpressdruck – Ali wird staunen.“
„Schnittblumen-Vakuumierer in Form einer Vase in Eulengestalt – für zwar zerdrückte, aber dauerhaft frische Blumen.“
„Mohn-Zahnzwischenraumreinigungsset – der praktische Pinsel mit Ultraschall-Sensorik entfernt lästige Mohnkügelchen auch aus der verwinkeltesten Hackfresse. Mit Aufsteckbürste für Schnittlauch.“
„Avocado-Schneideset bestehend aus einem Kettenhandschuh und stumpfen Messer. Ideal auch für Mittelalterfestspiele.“
Bei aller Innovationskraft und Erfahrung für saisonale Trends wundert es mich, dass Tchibo eine Marktlücke scheinbar übersehen hat. Aus gegebenem Anlass wäre doch ein G20-Protest-Paket eine wahrlich zündende Konsumidee gewesen: Mit Sprintschirm in Form einer geballten Faust (vor einem Polizisten in kompletter Einsatzuniform kann ja selbst der alte Q weglaufen), ein Rauch-Zerschneide-Set („Für das saubere Filetieren besonders heißer Luft“), den Blitz-Bierhalter („mitsamt Anzündvorrichtung für blitzschnelles Besaufen und Bombardieren“) und den Label-Maker-To-Go („Der ideale Begleiter für das Basteln kreativer Protestschilder im Wegrennen“).
So wäre Bangladesch wenigstens indirekt ein Teilnehmer des Gipfels gewesen.
4 Gedanken zu „Der beste Job der Welt – fighting #firstworldproblems“
Wow was für ein „zündender „Beitrag
einen Moment lang dachte ich, es seien vom Schellenaffen erfundene Gags, aber ein Nachschauen bei Google zeigt mir, dass es diese nützlichen Dinge tatsächlich im Tchibo-Angebot gibt. Dabei entdeckte ich noch unter Spielzeug eine sehr schöne Holz-Stapelrakete, vielleicht für die Fortbildung der Hamburger Polizei verwendbar („Spannendes Stapeln und Sortieren – fördert spielerisch die Feinmotorik und das Zuordnen von Farben und Formen“)