Lasst uns froh und nicht mehr ganz knusprig sein

Weihnachten Lebkuchenmann

Was ist Weihnachten – außer verknotete Lichterketten, kariöse Kekse, schnappatmige Kinder, magenweitende Hirschbraten, vergessene Geschenke und ungeduschte Sissi-Revivals? Mit Religion und Glaube hat das Fest in Zeiten, in denen wir unsere eigene Transzendenz und Spiritualität baukastenartig selbst zusammenzimmern, herzlich wenig zu tun. Für viele ist das Weihnachtsfest eine wahllose Anhäufung von Feiertage, an denen man große Mengen an Kalorien und Familienmitgliedern ertragen muss. Beides so schwer verdaulich, wie die Geschichte vom Bday eines jungfräulich empfangenen Gottessohnes himself.

Im Streben nach Perfektion und zimtiger Stimmung empfinden viele sodann vornehmlich puren Stress. Die höllisch Heilige Nacht wirkt herausfordernder als ein Kindergeburtstag der ADHs-Kitagruppe „Kleiner Flosack“. Zu viele Mäuler und Menschen gilt es gleichzeitig glücklich zu machen. Doch was nützen all die Vorfreude und Vorbereitung, wenn man vor lauter hektischer Jonglage von Erwartungen, Geschenken und Kartoffelknödeln den eigentlichen Moment des Genusses verpasst? Denn ein Fest des Genusses soll und wird Weihnachten immer sein. Wir genießen die Tage ohne Pendlerverkehr, Arzttermine und Monday Blues. Doch was ist es nun genau an Weihnachten, was es mehr sein lässt als ein bisschen Urlaub mit Lametta?

Weihnachten Rockefeller Center Christmas Tree

Weihnachten ist vor allem eines: das Gefühl von Zuhause-Sein. Ob wir selber „Driving Home for Christmas“ im Stau auf der A1 anstimmen oder am Küchenfenster stehend Empfänger der heimkehrenden Besucher sind, ein Gefühl von Zuhause verbindet uns an Weihnachten. Zuhause ist dabei kein bestimmter physischer, vertrauter Ort, sondern vielmehr ein emotionaler Ort der Verbundenheit mit anderen vertrauten Menschen. Weihnachten ist ein Fest der Familie und Freunde. Ein Fest der Begegnungen. Dabei ist es doch eigentlich egal, ob diese Begegnungen neben einem schiefen Weihnachtsbaum oder über einer versalzenen Ente geschehen.

Eine zentrale Rolle wohnt dabei diesen eigenartigen Menschen und komischen Vögeln inne, die einem als lebenslange Zwangsfreundschaften irgendwie aufgebürdet wurden. Auch bekannt als Familie. Ob durch Blut, Heirat oder besonders komplizierte Lebensformen verflochten, Familien bringt und hält eine eigenartige Form der Liebe zusammen. Ganz ohne Schmetterlinge im Bauch, Erotik, Sichverstellen oder Hinterfragen des Beziehungsstatuses lieben wir unsere Familie. Das würden wir natürlich niemals zugeben. In ihrer zu egoistischen, langweiligen, verfressenen, ehrlichen, unmodischen, gemeinen, spießigen (…) Art raubt sie uns den letzten Nerv und allerletzten Knödel auf dem Teller (nicht dass wir noch Hunger gehabt hätten, aber es geht ums Prinzip).

Verbringen wir Weihnachten also im Kreise nervtötender Menschen sollten wir dankbar sein. Wir haben eine Familie. Das hat nicht jeder. Lasst uns froh und… nichts anderes sein.

Um nun doch etwaige familiäre oder endogastrale Spannung durch herzhaftes Lachen zu lösen, sei zum Punktespiel „Lasst uns pups-froh und nicht mehr ganz knusprig sein“ geraten. Zur Förderung des Frohsinns und für ein schepperndes Weihnachtsfest gilt es vom 24. bis 26.12. eine maximale Punktzahl zu erarbeiten:

  1. Die eignen Socken ausziehen und an den Baum hängen. (1 Punkt)
  2. Sich während des Festmahls mit Disney-Namen ansprechen. „Ariel magst du mir mal den Rotkohl reichen? – Gerne Pocahontas. Wann kommen eigentlich die Aristocats?“. Einen Bonuspunkt gibt es, wenn dies in einem öffentlichen, gastronomischen Betrieb aufrechterhalten wird. „Meine Daisy Duck nimmt auch ein Glas vom Merlot.“ (1 Punkt)
  3. Gemeinsam unter dem Baum „Wann wird’s mal endlich wieder Sommer“ oder „Despacito“ singen. (1 Punkt)
  4. Mit einem Hammer auf den Christstollen schlagen, nach der Adventskerze greifen und „Ich geh unter Tage. Glück auf.“ rufen. (1 Punkt)
  5. Jemandem unbemerkt Aufkleber oder Etiketten auf den Rücken kleben. Einen Bonuspunkt gibt es für Verwendung eines Schellenaffen-Stickers. (1 Punkt + 1 Bonus-Punkt)
  6. Unter verwenden folgender Begriffe anwesenden Kindern die Weihnachtsgeschichte erklären: Jamaica-Aus, I Bims, Fidget-Spinner, Bitcoins, Donald Trump und Hornhauthobel. (2 Punkte)
  7. Gekochte Eier gemeinsam bemalen. (2 Punkte)
  8. 27% des Kekstellers auf einmal in den Mund stecken und „Stille Nacht“ pfeifen – bis zum Ende. (2 Punkte)
  9. Im Falle einer familiären musikalischen Einlage plötzlich Liegestütze oder Kniebeugen (im Takt) machen. (2 Punkte)
  10. In der Kirche „Wohoooo“ rufen. Zwei Extrapunkte gibt es, wenn der Ruf unmittelbar nach einem „Und nun falten wir die Hände zum Gebet“ erfolgt. (2 Punkte + 2 Bonus-Punkt)
  11. In der Kirche einen Fremden high-fiven. Einen Extrapunkt gibt es für das Abklatschen eines Würdenträgers (3 Punkte + 1 Bonus-Punkt)
  12. Teile des Festessens heimlich verpacken und jemandem als Geschenk überreichen. Einen Extrapunkt gibt es für das Überreichen fleischlicher Nahrungsmittel an einen Vegetarier – mit den Worten „Für dich wie immer eine kleine Extrawurst“. (3 Punkte + 1 Bonus-Punkt)
  13. Ein unbeliebtes Weihnachtsgeschenk am gleichen Abend bei ebay Kleinanzeigen inserieren. Einen Extrapunkt gibt es, wenn das Geschenk bis zum 26.12. verkauft wurde. (3 Punkte + 1 Bonus-Punkt)
  14. Lebende Haustiere im Weihnachtsbaum verstecken. Zwei Bonuspunkte gibt es, wenn es sich dabei um Fische handelt. (3 Punkte + 2 Bonus-Punkt)

Der Schellenaffe wünscht euch frohe Weihachten – und sich selber Spielstände und Erfahrungsberichte. Lasst uns froh und scheppernd sein!

Weihnachten Weihnachtsbaum

 

2 Gedanken zu „Lasst uns froh und nicht mehr ganz knusprig sein

  1. Heute hatte ich das Vergnügen den Schellenaffe mal wieder persönlich begrüßen und live erleben zu können !😉. Da ich es aber gewohnt bin erst Montag meinen Kommentar zu schreiben,habe ich bis jetzt gewartet 😉.
    Also,wieder ein sehr passender Artikel den ich in etwas weniger spritziger ,sarkastischer ,hintergründiger und sprachgewanterer Art, auch bei meiner diesjährigen Weihnachtspost aufgegriffen habe.
    Ja ,wir sollten uns alle ,die wir Familie haben, mit der wir (mehr oder weniger) fröhlich „unter“ dem Weihnachtsbaum feiern können ,dankbar und glücklich sein. Es ist wahrlich nicht selbstverständlich!
    Ich jedenfalls habe diesen Heilig Abend wieder seeehr genossen wie (sagen wir mal) 56 vorherige auch!

  2. dann mal Frohe Weihnachten allen Familienmitgliedern! Gestern habe ich übrigens eine ganze Bande von Schellenaffen gesehen, die haben nach dem
    Schlag von Opa Hoppenstedt auf die Tischplatte im Spielzeugladen alle wunderbar gescheppert …

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