„Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke.“ Nur sehr wenige Menschen werden bei dieser Aussage an einen Roman von Joachim Meyerhoff denken. Eine ebenfalls – hoffentlich – geringe Anzahl wird an ihr eigenes Gebiss denken. Die meisten werden sich vielmehr an ihr letztes traumatisches Einparkerlebnis zurückerinnern. An dieses Gefühl, wenn bereits mit dem Einschlagen des Lenkers feststeht, dass das eigene Vorhaben so erfolgversprechend wie ein Deotest in der Sauna ist. Man schwitzt und flucht.
Das Drama einparkgeschwächter Großstädter beginnt in der Regel mit einer unfreiwilligen, motorisierten Erkundungstour des eigenen Stadtteils. Man fährt nach der einen perfekten Lücke suchend um den Block. Zunächst ignoriert man parkscheinpflichtige Luxuslücken und unpassierbar wirkende Spalte zwischen den geparkten Autos. Man zieht die Tanknadel beobachtend seine Kreise. Die Einkäufe auf der Rückbank und der Zeitzeuge auf dem Beifahrersitz beginnen langsam säuerlich auszusehen. Die Tatsache, dass man sich nicht alleine im Fahrzeug befindet, ist im Übrigen maßgeblich für Parkmissbildung. Parkt man alleine ein, gelingt dies in der Regel in einem Zug, als würde man sich die Schnürsenkel der eigenen Rennschuhe zubindenden geschmeidig auf einer Kloschlüssel Platz nehmen.
Irgendwann bezieht man jedenfalls angrenzende Stadtteile und Grünstreifen bei der Suche mit ein. Und dann ist sie da. Diese Lücke, diese entsetzliche Lücke. Klein, eng, unwirtlich. Direkt unter einem Parkverbotsschild. Eine U-Bahnstation vom eigenen Zuhause entfernt. Und doch gibt es keinen Grund, sie stillschweigend zu passieren. Denn ähnlich wie bei der Partnersuche Ü40 begreift man „Besser wird es nicht mehr“. Während sich der Verkehr bereits hinter einem staut und die Schar der Zuschauer wächst, beginnt nun das Kurbeln. Und damit ein Kampf um die eigene Würde und Versicherungsprämienhöhe. Man denkt an seinen Fahrlehrer, an seine garstigen Worte und die eigene Vergesslichkeit. Gleichzeitig summt die Stimme im Kopf die Melodie von Tetris, während der Beifahrer schwer ein- und ausatmet. Er klammert sich trotz absoluter Geschwindigkeitslosigkeit an den Haltegriff über dem Fenster. Die Bedrohung durch einen explodierenden Airbag scheint jedenfalls greifbar. Mühsam tastete man sich zwischen Bordsteinkante und Stoßstangen vor – und doch ändert sich erschreckend wenig an der Position des eigenen Fahrzeugs in dieser Lücke, dieser entsetzlichen Lücke. In dem Moment, in dem kein Auto mehr hupt, der Verkehr also endlich dieses Schandmal der eigenen Unfähigkeit passieren kann, stellt man den Motor ab. Fluchtartig entfernt man sich von seinem Automobil und schleppt sich und seine schweren Tragetaschen und Getränkekästen nach Hause. Vor der Haustür stellt man fest, dass hier eine große Parklücke freigeworden ist und man beschließt, auf Leitungswasser umzusteigen.
Jeder der nun denkt, das sei ein parknischiges Phänomen – der ist zum einen mutmaßlich blindparkender Handwerker oder Außendienstmitarbeiter. Zum anderen sei er durch diese eindrückliche, lückenlose Bilderschau unter dem Titel „Ach, ich lass das jetzt einfach so“ aufgeklärt. Es gibt mehr lenk- und rechtsparkgeschwächte Großstädter als SUVs in Eppendorf. Sie alle geben dem Begriff „Falschparker“ jedenfalls eine völlig neue Bedeutung.
Ein Gedanke zu „Einparken im Kopf und im echten Leben – Lenk- und Rechtsparkschwäche ausgebremster Großstädter.“
Über diesen Beitrag können sicher nur die Menschen schmunzeln ,(lachen tun nur die nicht Autofahrer) die schon immer auch über sich selbst lachen konnten, Nach dem Motto, wieder mal den Nagel auf den Kopf getroffen ,aber lustig ist das, in beschriebener Situation ,nicht 🤔🙄🤗!
Doch eigentlich müsste jeder Großstadt Autofahrer ehrlich zu sich sein und sagen: Mensch, der Schellenaffe beschreibt diese alltägliche Pein so authentisch, der hat das bestimmt schon oft erlebt😉/beobachtet! Hut ab vor soviel humorvoller , ehrlicher und brillanter (Selbst-)Beobachtungsgabe!!!👍👏