Die Würfel sind gefallen.

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Es war einmal ein Baum. Der fiel nicht weit von seinem Apfel. Ne anders.

Es war einmal eine Schildkröte, die in einem Zelt ohne Schlüsselloch lebte. Ne anders.

Es war mal jemand müde. Ne anders.

Es war einmal jemand, der hieß L. Er hieß nicht S oder D. Er hieß L, wie Lindenbaum. Unter den Linden saß der L eines Sommers und aß einen Apfel. Er aß ihn langsam und genüsslich und beobachtete dabei die Menschen, die an ihm vorbeiliefen. Auf ihrem eingetretenen Pfad. Nach Hause. Oder irgendwohin, wo sie erwartet wurden. Eilends und doch eintönig liefen sie daher. Und so sah keiner den L. Wie der L dasaß und einen Apfel aß. Unter einem Lindenbaum. Im Müßigsaß. Ein Pfeil hätte auf ihn gerichtet sein können, von irgendeinem übernatürlichen Pfeilgeber auf ihn gesetzt, keiner hätte ihn gesehen. Zu tief gesenkt waren die Blicke und Gedanken.

Als der L seinen Apfel aufgegessen hatte und nur noch einen klebrigen Stummel in der Hand hielt, wollte er aufstehen und nach Hause gehen. Doch er konnte nicht. So sehr er sich auch mühte, er konnte nicht aufstehen. Wie von Zauberhand klebte er fest. An der Mauer, auf der er saß unter den Linden. Der Nektar der Lindenblüten war wie Leim, der an seiner Hose haftete. Kurz überlegte der L, sich aus der Hose zu pellen und sie einfach da zu lassen. Aber es war noch hell. Was sollten denn die Leute denken. Und so suchte er diskret den Blickkontakt zu den Menschen, die an ihm vorbeiliefen. Doch keiner schaute auf. Er begann leise zu rufen. Doch keiner hörte ihn.

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Und so tat er das Einzige, was ihm einfiel. Er warf den Apfelstummel als Köder aus. Irgendjemand würde ihn schon sehen oder in ihn hereintreten, wenn er mit gesenktem Kopf an ihm vorbeilief. Und so wartete er. Langsam begann es zu dämmern. Der Schatten des Baumes wurde allmählich aufgefressen von den nächtlichen Schatten. Und mit ihm wurde der L verschluckt.

Er war kurz eingeschlafen, als er von einem leisen Schmatzen geweckt wurde. Er blickte auf. Der Apfel war noch da. Doch war er nicht mehr alleine. Eine Schildkröte knabberte an ihm. Langsam und genüsslich.

„He, Hallo, du. Ja, du, ich brauche Hilfe.“ sprach der L zur Schildkröte.

Die Schildkröte schluckte das letzte Stück des Apfelstummels herunter. Ohne aufzuschauen. Man konnte sehen, wie der Klos langsam ihren Hals herunter wanderte, bis er in ihrem Panzer verschwand.

„Jetzt hilf mir schon. Ich klebe hier fest.“ flehte der L.

Die Schildkröte blickte langsam, schmatzend auf. Dabei sah ihr nach oben gereckter, runder Kopf und ihr immer länger werdender Hals wie ein großes Schlüsselloch aus. Langsam und bedächtig begann sie zu sprechen: „Honigtau.“

„Was? Jetzt hilf mir doch. Oder soll ich hier etwa zelten bis zum Morgentau? Unter dieser schwitzenden Linde, bis sie mich gänzlich mit ihrem Saft verklebt hat? “ sagte der L.

Mit runden Augen blickte die Schildkröte den L an. „Was da klebt, ist kein Saft der Linde. Was da klebt, sind die Ausscheidungen von Blattläusen.“ Langsam setzte sich die Schildkröte in Bewegung und verschwand in der Dämmerung.

Und die Moral von der Geschicht: auch wenn sich der süßeste Nektar manchmal einfach nur als harzige Kacke herausstellt, irgendwas bleibt immer hängen. Und sei es die Erkenntnis, dass man vielleicht auch nicht jedes Würfelspiele mitmachen muss.

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Ein Gedanke zu „Die Würfel sind gefallen.

  1. Nun ist der Groschen und nicht die Würfel gefallen (bei mir)!😊
    Erst dachte ich, was schreibt der Schellenaffe denn nun!?🤔 Will er einen der vielen Romane, die die Regale füllen verfassen, oder war er /sie nach durchfeiertem Wochenende zu müde um etwas Gescheites zu kreieren!? Nein….dann sah ich mir die Würfel genauer an….eine geniale Geschichte entspannte sich aus den Würfel -Bildern ,die der Zufall zusammen kommen ließ ✍👏👍! Da war ich wieder begeistert und die Montags Welt wieder in Ordnung! Der Schellenaffe kann sogar aus einen simplen Würfelspiel was Schönes zaubern (schreiben)😍👍.

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