„Ich hab‘ ein Haus, trinke kein Käffchen und stehe nie am Herd.
Ich hab‘ ein Haus, sehe aus wie ein Äffchen und bin ein Nerd.
und Jeder, der mich nicht fragt, kriegt meine 2×1 Million gelehrt.“
Wie lebt es sich in einer puristischen Villa, die in ihrer Schlichtheit mit einem begehbaren Weinkühlraum aufwartet und in der man bescheidene 1.839.000 € mit Weitblick am Wasser versenken kann?
Man betritt als Besucher das Anwesen. Kobe-Rinder und Trüffelschweine weiden neben der aus Marmor gepflasterten und daher sehr rutschigen, kaum passierbaren Auffahrt. Am Eingangsportal, dessen wuchtige Türen von Shaolin-Mönchen mit bloßen Händen gezimmert wurden, wartet der Rundfunkchor Berlin auf den Gast. Anstatt dem Gast das Anklopfen zu überlassen, setzen die Sänger zu einem infernalen „Klopf, Klopf“ ein. Die Tür wird geöffnet und man betritt die puristische Villa mit Weitblick. Weit ist der Blick in das Entree, in dem Ming-Vasen als Regenschirmständer und abgemagerte Models als Kleiderhaken angeordnet wurden.
Man wird ins Wohnzimmer geleitet, in dem Lang Lang am Konzertflügel sitzt und ein paar besonders schmissige Balladen von DJ Ötzi intoniert. Durch die schweren Vorhänge des puristischen Salons sieht man, wie die Sonne im Meer untergeht. Man wusste gar nicht, dass dieser Ort am Meer liegt. Lag er auch nicht, klärt der Hausherr auf. Man habe einen Kanal verlegen lassen. Ebenso sei ein Landeplatz für die Concorde gebaut worden. Dieser befände sich unweit hinter dem Elfenwald, in dem Figuren aus „Der Herr der Ringe“ ihre letzten Tage bis zum Renteneintrittsalter verbringen.
Der Hausherr fragt, ob man vor dem Mahle gerne einer Opernaufführung im eigenen Heimkino beiwohnen möge („Die neue Inszenierung der „Zauberidiote“ ist beeindruckend.“) oder lieber durch die Showroom-Garage flanieren möchte. Man entscheidet sich für die Besichtigung der Gartenlaube, die mit Fußbodenheizung, Lichtinstallation und einem Fuhrpark bestehend aus Fiat Multipla’s aufwartet. Sortiert nach Komplementärfarben. Da man ein Hang zu Superlativen habe, so der Hausherr, habe manch sich dazu genötigt gefühlt, die größte Ansammlung des hässlichsten Autos der Welt zu besitzen. Durch die Wände der Garage hört man die Arie der Königin der Nacht. Geldscheine als Dämmmaterial stellen sich doch nicht als allzu geeignet heraus. Die Oper würde ohne Unterbrechung aufgeführt, erklärt der Patron. Wo kämen wir denn hin, wenn Kunst nur noch ab einer bestimmten Besucherzahl stattfinden würde.
Der Gast wird nun ins Speisezimmer geleitet. Im Vorbeigehen an der Designerküche hört man die Stimme von Jamie Oliver, der in Selbstgespräche vertieft zu sein scheint. „Hey Leute, heute zeige ich euch wie man Schmalz-Stullen mit einer Prise Dekandez für eure Freunde und Familie schmiert.“ Ein erfolgreicher Designer habe die Küche gestaltet, so der Hausherr. Der Designer, Herr Höffner, sei reich und berühmt geworden durch seine Küchen mit wuchtigen Eichenfronten, beigen Kacheln und Plastiktischdecken mit Blumenmuster. Zu Tisch erklärt der Hausherr – über eine im vergoldeten Tischbein installierte Gegensprechanlage, da die Tafel so lang ist, das man sich über die Distanz sonst kaum noch verständigen könnte – dass der Wein aus den Südhängen des begehbaren Weinkühlraumes stammt. Man selber habe den begehbaren Weinkühlraum allerdings nie begangen, da man ja einen Mundschenk habe, der den Tetra-Pak-Wein, manchmal auch den Blumendünger, übrigens meist ganz ohne zu tropfen, in Füllhörner aus alten Fiat Multipla Schaltknüppel umfüllen und darreichen würde. Lang Lang wurde in der Zwischenzeit durch Metallica abgelöst, die den Rest des Abends stimmungsvoll, musikalisch begleiten.
Das Mahl, das mehrheitlich mit Blattgold bedeckt und daher an mit Rettungsdecken eingehüllte Katastrophenopfer erinnerte, liegt schwer im Magen. Wie Heavy Metal. Wie Schwermetall. Zur Förderung der bisher eher puristisch agierenden Verdauung wird zum Absacker im Kaminzimmer nebenan geladen. Der Absacker besteht aus einem schwindelerregenden Abseilakt der Artisten des Cirque du Soleil. Schließlich verabschiedet sich der Gast und wird vom exhumierten Enzo Ferrari in einem Golfmobil zurück zum Eingangstor der puristischen Villa am Wasser mit Weitblick gefahren. Zum Abschied wird für den Gast ein Feuerwerk gezündet und ein Flugzeug kreist über der Villa. Es zieht einen Banner hinter sich her, auf dem in geschwungenen Lettern steht: „Die Welt widdewidde wie sie mir gefällt.“
Manche machen, andere denken sich die Welt, wie sie ihnen gefällt.
2 Gedanken zu „Ein Haus. Ein sonderbares Haus.“
Hier waren der Fantasie wohl keine Grenzen gesetzt 🤣! Wobei ich doch glaube, dass der Schellenaffe ein eher erschreckendes Bild einer Villa mit Weitblick gemalt hat!?
Aber jeder träumt sich die Welt die ihn gefällt oder mal wieder rheinisch, jede Jeck is anders!
es fehlt nur der Hinweis auf das Ende des Verdauungsprozesses – vermutlich in einer Toilette mit Champagnerspülung und Klopapier mit Goldschnitt – das sollte dann schon auch noch drin sein …