Ziemlich echte Freunde.

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Wenn man in der Grundschule das Rechnen lernt, dann fängt man damit an, seine kurzen Finger oder rote Äpfel zu zählen. Man addiert seine Lebensjahre, zählt die Tage bis zum Geburtstag oder lernt, dass das Taschengeld mehr wird, weil es durch ein Plus verbunden ist. Doch was man nicht beginnt zu zählen, sind die Dinge, die wirklich zählen. Die Stunden, die man gemeinsam im Wald spielen durfte. Die Bonbons, die man heimlich naschte. Die Kissen, die man brauchte, um sich eine Höhle zu bauen. Und man zählte nicht die Freunde, die einen dabei begleiteten.

Denn was zählen schon Freunde, die man zählt? Eine Frage, die manch Erwachsener zu vergessen scheint, während er Visitenkarten, Follower und Partygäste durchnummeriert und katalogisiert – und diese für Freunde hält. Doch was sind eigentlich Freunde? Echte Freunde? Echte Freunde sind die Menschen, mit denen man Pferde stiehlt und sie wieder zurück auf die Koppel bringt, weil jemand eine Allergie hat. Freunde erleben den ersten Rausch und die (erste) letzte Zigarette. Freunde beenden die Sätze des anderen, ehe dieser seine Gedanke in Worte fassen konnte. Freunde träumen gemeinsam vom Aussteigen und verpassen zusammen die Haltestelle. Echte Freunde sind wie ein Lottogewinn oder eine Wurzelbehandlung: viele braucht man eigentlich nicht im Leben.

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Zwei Liebende werden ein Paar. Eine Handvoll Kollegen ist ein Arbeitsplatz. Doch zwei Freunde sind einfach nur zwei Freunde – eine verdammt kleine Clique, die kein Klickziel verfolgt. Bekanntschaften verbindet ein Zweck, von dem sich mindestens einer erhofft zu profitieren. Oder sei es der Zweck, dass sie schnell wieder verschwinden. Familien verbinden Gene und Gesetze. Beziehungen verbindet irgendwas Diffuses zwischen Sex und der Vorstellung von zwei Gebissen auf dem Nachtisch. Doch Freundschaften haben kein richtiges Ziel, außer die Eckkneipe oder das Ende des Liebeskummers zu erreichen. Sie haben keine Regeln, keine Mathematik, keinen Zweck – außer einem reinen Selbstzweck vielleicht, der darin besteht, dass man selbst das Gefühl hat, nicht völlig verkorkst zu sein, so wie ein dreibeiniger Pitbull mit Schuppenflechte und Durchfall im Tierheim. Oder so verkorkst wie der Sommer 2020 zum Beispiel. Oder Boris Johnson. Oder Boris Johnson im Sommer 2020. Aber selbst Boris hat vermutlich ein paar Freunde, die ihm sagen, dass seine Haare sie zwar an die abgeernteten Weizenfelder in Yorkshire erinnern, aber ihn zum Geburtstag einladen, obwohl und nicht weil er von der Polizei eskortiert wird.

Nicht alle Freunde sind von Dauer. So wie nicht alle Lebensabschnitte, Wohnorte und Einstellungen von Dauer sind. Die Wege mancher Freunde kreuzen sich nur für einen gewissen Teil des Pfades. Dann biegt einer ab. Oder kommt nicht mehr hinterher. Oder steigt in einen SUV. Und doch begleiteten einen auch diese Freunde weiter. Die albernen Witze, die ernsten Sorgen, die CDs, die Dose Bier, die man mit ihnen teilte, sie trägt man als Erinnerungen mit. Auf ihnen läuft man seinen Weg.

Und hat man sich verkorkst lange Zeit nicht gesehen, sei es, weil man gerade von Heinsberg nach Gütersloh umgezogen ist oder so organisiert ist wie der Friseur von Boris, dann spielt das auf wundersame Weise keine Rolle. Man greift förmlich den damals gesprochenen letzten Satz wieder auf und springt kopfüber rein, in das, was einem Leben Erfrischung bringt: echte Freundschaft. Man badet in irgendwas zwischen Erinnerungen der Vergangenheit und Träumen für die Zukunft – und einem großen Stück gegenwärtiger Geborgenheit. Man denkt an gute und an schlechte Zeiten und begreift: Freunde sind eine lachende, ehrliche, unvernünftige, zu viel Wein trinkende, nicht verlieren könnende, deinen Geburtstag vergessen dürfende, dich an deine Sünden erinnernde, schlecht Auto fahrende, irrwitzige, bekloppte Form der Liebe.

Ein Gedanke zu „Ziemlich echte Freunde.

  1. Ohja!!!! Freunde sind das was man nicht zählen kann und will! Weil sie zu unserem Leben gehören wie das Salz in der Speise (Suppen mögen nicht alle 😉)! Freunde haben und Freundschaft pflegen ist das, was AN Leben ausmacht. Denn alles andere kann verschieden, gewechselt, verändert, beendet werden! Doch der wahre Freund/in,sie bleiben,helfen, sind einfach da, genießen, trösten, lachen,teilen Freud und Leid mit uns…..und das ein Leben lang! Einfach herrlich wenn man Freunde hat! Und durch nicht’s zu ersetzen! Ich habe das Glück, so ein paar Schätze des Lebens zu haben!

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