Rohe Zwiebeln verheißen selten etwas Gutes. Sie riechen, als habe man die Fußballtrikots der B-Jugend seit einem Monat nicht gewaschen. Sie hinterlassenen einen Geschmack und Aroma im Mund, der höchstens in der Hundeschule auf Zuneigung stößt. Und sie bringen sogar erwachsene Männer zum bitterlichen Weinen. Rohe Zwiebeln kennen kein Entrinnen.
Steht jemand mit von Knollen verquollenen Augen vor uns, erschrickt man sich für einen kurzen Moment und fragt, ob alles in Ordnung ist. Denn das öffentliche, unkontrollierte Weinen von Erwachsenen ist schließlich nicht in Ordnung. Heul doch – bitte zuhause. Kinder weinen. Fußballweltmeister dürfen sich mit Tränen in den Augen liegen. Und labile Weiber in Filmen von Nicolas Sparks das süße Popcorn versalzen. Aber darüber hinaus haben es Tränen in unseren Gesellschaften schwer. Wer weint, gilt als schwach und unangenehm für alle Beteiligten. Heulsusen und Waschlappen werden keine Regierungspräsidenten oder Klassensprecher. Wer nah am Wasser gebaut ist, hat es manchmal schwerer, in der ersten Reihe zu wohnen.
Dabei sind Tränen so vielschichtig wie Zwiebeln. Eine einzige körperliche Reaktion kann so viele seelische Auslöser haben. Die Frustration über den verpassten Bus an einem gestressten Tag. Die Tränen des Schmerzes und des Glücks bei der Geburt eines Kindes. Die Rührung über einen Überraschungsgast. Das Gefühl der Vollkommenheit, wenn man in türkis, funkelndem Meer von einem Schwarm Fische umkreist wird. Die unendlich dunkle Traurigkeit über den Verlust eines Menschen. Das alberne, unkontrollierte Lachen über „Furze, wenn dich Leute umarmen! Das gibt ihnen das Gefühl, stark zu sein.“ Ob Sieger oder Verlierer, Glückspilz oder Pechvogel, heulen tun oft beide. Wir weinen sogar, wenn uns selber nichts geschieht und wir nur in Filmen, Büchern oder Gesprächen erfahren, was jemandem anderen widerfährt. Wir weinen für andere prophylaktisch mit. Einfach als Absicherung, falls ihre eigenen Tränen nicht ausreichen sollten. Wie eine Art Bewässerungsanlage für trockene Augen.
Doch wie oft weinen wir im Leben? Und wie oft versuchen wir hingegen Tränen herunter zu schlucken? Dabei sind Tränen vielleicht weniger ein Ausdruck von Schwäche als ein Ausdruck starker Emotionalität und Menschlichkeit. Denn Krokodilstränen weint am Ende nur der Mensch. Sie sind Ausdruck davon, dass man den Mut besitzt, seinen Gefühlen Ausdruck und Ausfluss zu verleihen. Davon, dass man so viel Empathie empfinden kann, dass man den Schmerz oder das Glück anderer Menschen nachempfinden kann. Dass man in der Springflut der Sinne nicht ertrinken muss, sondern sich von ihr treiben lassen kann.
Tränen sind das Salz in der Suppe – das dem Leben eine gewisse Würze verleiht. Also: heul doch.
2 Gedanken zu „Zum Heulen.“
Das lass ich mir nicht zweimal sagen! Ich kann das besonders gut! Heulen,weinen, schluchzen oder einfach nur feuchte Augen bekommen oder vulgärer gesagt:“ Ich kriege Pippi in de Augen“!😥
Ich bekomme sogar bei dem Gedanken einer Ansprache im familiären Rahmen schon feuchte Augen! Das ist mir oft peinlich ( gewesen), doch mittlerweile ,steh ich zu meinem nahen Wasserrand! Und jetzt, nachdem der Schellenaffe seine Leser mit den richtigen Worten dazu ermuntert hat, ist es mir erst recht nicht mehr peinlich!!!
Ich heule, wenn es mir passt, egal wie es meine Mitmenschen finden…..zumal es gut tut! Gefühle zeigen hilft damit fertig zu werden. Egal ob schöne oder traurige Emotionen! Denn es ist ja bekannt, geteiltes Leid ist halbes Leid und geteiltes Glück ist doppeltes Glück! Also lacht und heult ,es tut gut!😊😥
denn weint man tau – aber für die Feier morgen wünschen wir (Petra und ich) dem Schellenaffen und allen Gästen lieber eine
Runde fröhliches Lachen und alles Gute …