Da wir offenkundig kognitiv zu limitiert oder allgemein zu indolent sind, um den komplexen Sachverhalt des menschengemachten Ökozid in seiner Singularität und Dringlichkeit zu realisieren und demzufolge Volksvertretern unsere Zukunft in die von Tremor geplagten Greifapparate geben, die nicht imstande sind das Substantiv „Verzicht“ zutreffend zu artikulieren oder buchstabieren, während sie in einer schottischen Hafenstadt Shortbread essen, bedarf es einer methodischen Adjustierung bei der Vermittlung essentieller Fakten. Wir bedienen uns heute folglich der von Behördenauftritten, Pädagogen und Streitgesprächen bekannten Vorgehensweise, die mit „in einfacher Sprache“ für gewöhnlich etikettiert wird.
Klimakrise in einfacher Sprache klingt dann so, wenn ein Affe, bei dem es klingelt, sich daran versucht:
Der Erde geht es nicht so gut. Sie hat Fieber. Ziemlich doll. Sie hat viele doofe Sachen verschluckt, die sie nicht mag. Kaugummis und so. Deswegen hat die Erde jetzt auch noch Bauchweh. Dabei hat die Erde so viel zu tun. Sie macht jeden Tag ganz viele Tiere und Menschen satt. Sie kann nicht frei machen (dabei würde sie gerne mal zum Mars fliegen), weil niemand anderes ihre Arbeit machen kann.
Die Erde hat keinen Schnupfen oder nur einen schlechten Tag. Wenn man ihr nicht hilft, wird sie nie wieder gesund. Wenn die Erde krank ist, dann ist das nicht gut für Tiere und Menschen. Du fragst dich bestimmt, warum die Erde denn krank ist. Die Erde ist krank wegen der Menschen, die sie brauchen. Denn die Menschen machen, dass der Erde ganz warm ist. Nicht kuschelig warm, sondern heiß. Wie machen die Menschen das denn? Die sind ja viel, viel kleiner als die Erde. Die Menschen haben sich Maschinen ausgedacht, die größer sind als sie selbst. Das sind tolle Maschinen, die ganz viel können. Mit diesen Maschinen fahren sie zum Beispiel Schuhe einkaufen (die sie nicht brauchen, weil sie ja nicht mehr gehen), nähen sich Anziehsachen oder fliegen zum Mond (auf den uns die Erde gerne schießen würde). Die Maschinen husten bei der Arbeit nur leider ganz doll. Dabei pusten sie Staub aus. Staub ist nicht gut für die Atmosphäre, also für die Stimmung. Die Erde kriegt schlechte Laune, weil der Staub auf ihrer Haut liegt. Das kitzelt nicht nur, sondern verstopft auch die kleinen Löcher auf der Haut, mit denen man schwitzt. Der Erde wird warm. So warm, dass das Eis in ihrer Hand schmilzt. Weil das Eis ins Wasser tropft, wird das Meer mehr. Die Leute sagen, dass die Niederlande deswegen bald nicht mehr da sind und Hamburg am Meer liegt. Das ist nicht so toll, wie es klingt, weil ja dann die ganzen Holländer auch in Hamburg leben. Das ist ganz schöner Käse, weil dann in keinem Loch mehr Platz ist. Die Maschinen der Menschen spucken noch mehr gemeine Sachen aus. Ganz viele Dinge, die man nicht gut schlucken kann. Plastik, Alexa und Cybermobbing zum Beispiel. Du fragst dich bestimmt, warum die Menschen die fiesen Maschinen nicht einfach ausschalten. Das ist eine gute Frage. Das weiß keiner so genau. Die Menschen sagen meistens irgendwas mit mein Malle, mein Schnitzel oder mein Blick auf windkraftfreie Monokulturen. Die Maschinen sagen nur brummbrumm oder „Du hast 1 neue Nachricht“.
Die Menschen haben die Maschinen wohl lieber als die Erde. Sie müssen die Maschinen zum Fressen gern haben. Doch leider kann man die Maschinen ja nicht essen. Anders als die Erde. Wahrscheinlich hat den Menschen das nur noch nie jemand so gesagt, dass sie es verstehen. Deswegen hier noch mal in ganz einfacher Sprache: lasst uns aufhören, so offenkundig kognitiv limitiert oder allgemein indolent zu sein, lasst uns anfangen, die Singularität und Dringlichkeit des menschengemachten Ökozid zu realisieren und gemeinsam mit unseren Volksvertretern das Substantiv „Verzicht“ zutreffend zu artikulieren und buchstabieren. Aus purer Unbegabtheit für das Leben möchte schließlich niemand selbiges verlieren. Ganz einfach.
2 Gedanken zu „In einfacher Sprache.“
Also in einfacher Sprache, die unser wortgewanter Affe bestens beherrscht, klingt unser von Menschen gemachter Klimawandel doch sehr einleuchtend. Auch für weniger große Leuchten!
Ich passe mich der „Einfachen Sprache “ jetzt mal an und sage nur…..verzichten wir (jeder Mensch) auf einiges, um das „Große Ganze“ zu retten! Und das ganz schnell!
Wieder ein sehr beeindruckender Text. Wir Menschen sind schon sehr merkwürdig und mir fällt kein wirklicher Trost ein, nur die Gewissheit, dass wir es nicht schaffen werden, die Erde kaputt zu machen, höchstens uns selber – aber aufgeben sollten wir nicht …