Avantgarde und Altkleider – ein Ausflug in die Kunstszene.

Avantgarde Mode Kunstwelt

Leere im Kopf. Geistige Stille. Wohlige Gedankenlosigkeit kann Genuss und Folter sein. Man erlebt sie beim Autofahren, Wäscheaufhängen oder bei eintönigen Monologen, die sich wie eine Fernreise in der 30er-Zone anfühlen. Doch noch größeren Genuss und tiefere Folter erlebt man beim Gegenteil hiervon: beim Übersprudeln irrer Ideen, bei Quickstep tanzenden Gedanken, beim bunten Bilderrausch im Kopf. Diese Form der neuralen Implosion durfte ich kürzlich erleben. 

Ich war auf einer Vernissage – und hatte Angst Funken würden bald aus meinen Ohren sprühen.

Kunst an sich ist für ironische, mitunter zynische Menschen eine Herausforderung. Zu schnell stürzt sich der eigene Schalk im Nacken auf die oberflächliche Abstrusität oder Banalität eines Werkes. „Das kann ein Schimpanse besser malen.“ oder „Wer hängt sich denn sowas über das Sofa? Das sieht aus als habe ein Kind Wachsmalstifte ausgekotzt.“ sind die gängigsten Urteile kleingeistiger, blödelnder Museumsbesucher – wie mir. Doch wie jedes Mal, nahm ich mir vor mich diesmal der Kunstwelt zu öffnen. Hinter die überbelichtete Fassade zu blicken. Die Werke auf mich wirken zu lassen. Mich der Inspiration und Ästhetik zu öffnen.

Um es abzukürzen: bei der Bilderserie zum Thema Ei begann ich den Vorsatz zu zerschlagen – wie gut gemachtes Rührei. Bei der Fotoarbeit bestehend aus Gegenständen, mit denen man sich selber befriedigen können soll, wollte ich mich schließlich mit dem abgebildeten Schwimmflügel erdrosseln. Als die Moderatorin des Abends schließlich sachlich verlauten lies die Künstlerin, die über Jahre hinweg ihren Vorgarten millimeterweise untersucht habe, fasziniere es eben „wenn ein Staubkorn wie eine Schnecke“ aussähe, entfuhr mir schließlich ein lautes „So ein Quatsch.“ Ich war mir sicher, die Staubkörner applaudierten mir in diesem Moment. Ansonsten war es recht still.

Um mich von diesem lauten Irrsinn abzulenken, lies ich meinen Blick schließlich schweifen. Und vergaß die Staubkörner schlagartig. Es war als hätte man einen Tropfen abbekommen und würde im Umdrehen feststellen, dass man sich im Auge eines Hurricanes befindet. Um mich herum kreiste der wahre Irrsinn. Irrsinn, der mich berührte und inspirierte zu einem eindrücklichen Werk.  Expressionistisch in seiner Bildsprache, mutig in seinem Perspektivwechsel, kritisch in seiner Farbvariation präsentiere ich die Weltpremiere der Fotoarbeit „Entschuldigung, sind Sie Teil der Ausstellung?“ 

Und so schloß ich meinen Frieden mit der Erkenntnis: Wenn die Kunst nichts mehr zu bieten hat, wird das Publikum zur Ausstellungsfläche.

4 Gedanken zu „Avantgarde und Altkleider – ein Ausflug in die Kunstszene.

  1. Mein Kommentar wird kurz, prägnant und schlicht! Ne wat schön (der Artikel) wat en Quatsch ( die Kunst) und……kommen die aus der Obdachlosenszene? ( die Besucher)
    Schon wieder musste ich beim lesen dieses Schellenaffen sehr laut und herzhaft lachen!!!! Somit war der Montag Morgen wieder great!!!!! 👌👍

  2. nachdem ich die tolle Ausstelung in den Deichtorhallen im Internet gefunden habe, kann ich nachempfinden, dass den Schellenaffen die Besucher mehr
    faziniert haben als die Bilder …

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