Sommer im Büro – ein Tag voller Konzentroh ein Vögelchen.

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Heute bist du mal so richtig produktiv. Heute bist du eine Mensch gewordene Ballmaschine, die alle Aufgaben schwungvoll wegschmettert. Bis zum Home Run bleibt deine Seite des Feldes heute so sauber, dass daneben Sagrotan wie Trinkwasser aus den Slums von Bogota wirkt. Heute stammelst du nicht wie Edmund Stoiber, wenn er von Flughäfen spricht, heute sitzt jeder Satz. Weil das ja klar ist. Pointiert und fokussiert erarbeitest du dir heute einen frühen Feierabend in der Sonne statt im Elektrosmog zu verstrahlen. Keine Nachspielzeit. Keine Fehlpässe.

Also, guten Morgen, liebe gemeinschaftlich verbundenen Arbeitssklaven. Heute bin ich so produktiv, dass ihr…der Laptop verbindet sich schon wieder nicht mit dem Bildschirm. Neustart. Alle Stecker überprüfen. Erneuter Start in den Morgen.

„Ihr Windows-Passwort (firmenname01) ist abgelaufen.“

„Das Passwort erfüllt die Anforderungen nicht.“

„Das Passwort wurde bereits verwendet.“

Nachdem dein neues Passwort (bAllmaschinE123) akzeptiert wurde, fährt dein Computer hoch. Während das Emailprogramm geladen wird, holst du dir den ersten Kaffee des Tages. Effiziente Wartezeitnutzung nennt sich das. Beim erneuten Gang in die Kaffeeküche – Löffel vergessen –  kann man sich ja auch eigentlich direkt einen kleinen Obstteller zubereiten. Vitamine und Energie sind wichtig für leistungsstarke Bürolympioniken, wie dich. Durch diesen Ausflug lernst du schlussendlich, wo sich der Firmenverbandskasten befindet und die einfache Frage „Wie war der Urlaub?“ nicht mehr zu stellen. Nach einem Pflastereinsatz und fünfzehnminütigen Kurzvortrag zu den Wind- und Wetterverhältnisse auf Norderney im Mai kehrst du zu deinem Platz zurück.

 

Büro Alltag Arbeitsplatz Kaffee

Zunächst bearbeitest du die wirklich wichtigsten Emails. Du meldest dich zum Firmengrillen an. In der Beitragsliste trägst du Nudelsalat ein und druckst schnell ein paar einfache Rezepte für mediterrane Pastavariationen aus. Aus Versehen in Farbe. Einseitig bedruckt. Zur Wiedervorlage markierte Emails leuchten plötzlich auf einmal auf deinem Bildschirm auf. Du markierst sie orange. Die bereits orange markierten Emails des Vortages markierst du sodann rot. Die bereits rot markierten Emails der Vorwoche bearbeitest du mit STR-A + ENTF. Zufrieden lehnst du dich auf dem wippenden Bürostuhl zurück. Du hast das Gefühl, heute schon viel geschafft zu haben. Das Klingeln des Telefons reißt dich jedoch aus deiner Siegerpose. Doch der Kollege deutet deinen konzentrierten Blick ins Nichts als kreative Schaffensphase und ist so freundlich den Anruf entgegen zu nehmen. „Nein, ist gerade nicht am Platz. Kann ich etwas ausrichten?“ Er malt ein Blümchen auf seine Schreibtischunterlage.

Die Blume erinnert dich daran, dass du dich um den traurigen Farn in der Ecke kümmern wolltest. Der knusprige Herbert leidet unter dem warmen Sommer, wie die gesamte Belegschaft, und lässt die wenigen verbliebenen Blätter hängen. Du gießt ihn und holst dir bei der Gelegenheit selber eine Karaffe mit Wasser. Hydration ist das ü und o fürs Büro. Es fördert schließlich die Gehirnleistung. Und die Betriebsamkeit der Blase. Du gehst auf Toilette und beantwortest dabei deine privaten Nachrichten auf dem Handy. Und schaust dir Tierbabyvideos an. Und likest die Urlaubsfotos diverser Angehöriger und Freunde. Diese Oasen der Erholung müssen bei einem so hochkonzentrierten Job, wie deinem, schließlich sein.

Mit einem gemurmelten „Sorry war noch in einem anderen Meeting“ stolperst du verspätet in deinen ersten Termin des Tages herein. Auch wenn du der Unterhaltung nicht folgen kannst, kritzelst du Notizen auf deinen Block. Ein hübsches Kunstwerk entsteht. Am Endes der Sitzung sagst du „Richtig gutes Meeting. Wer übernimmt welche Aufgabe?“. Die auf dich gerichteten Blicke ignorierst du versiert.

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Deine Mittagspause verbringst du in der Warteschleife der IT-Hotline. Du kannst dich nicht mehr mit dem Laufwerk verbinden und kommst so an die Bilder des Sommerfestes nicht heran. Du wolltest überprüfen, ob du so betrunken auf den Fotos aussiehst, wie du es tatsächlich warst. Während du beobachtest, wie dein Mauszeiger per Fernwartung aus Indien gesteuert über deinen Bildschirm huscht, tropft Salatdressing auf deine Tastatur.

Nach dem Mittag steht ein unangenehmes Telefonat an. Es geht um Geld. Doch du fasst den eigentlich sicheren Plan, es nur zweimal klingeln zu lassen und beim dann erforderlichen Rückruf selber wiederum nicht abzunehmen. Dieses endlose Ding-Dong-Ping-Pong hat dich schon oft sehr weit gebracht. Die meisten Probleme verschwinden schließlich von selbst, wenn man sich nicht über sie spricht. Doch dieses Mal nimmt jemand beim zweiten Klingelton am anderen Ende ab. „Gut, dass Sie sich melden.“ Du erwiderst „Das ist doch selbstverständlich“ und beschließt, es in Zukunft nur noch einmal klingeln zu lassen.

Kaum hast du aufgelegt, wählst du dich in eine Telefonkonferenz ein. Du bist zu spät, weil du erst beim dritten Versuch den Einwahlcode korrekt eingegeben hast. Das Telefonat hat eigentlich bereits begonnen, kommt jedoch nicht richtig in Gang, da der Vortragende wiederholt von „Lautes Rascheln has joined the conference“ und „Unheimliche Atemgeräusche has left the conference“-Ansagen unterbrochen wird. Nach einer Stunde des „Könnt ihr mich hören?“ und „Kannst du die Frage noch mal wiederholen?“ beendet ihr schließlich erleichtert und „ergebnisoffen“ die Telco.

Du gönnst dir ein drittes Stück vom Geburtstagskuchen des Kollegen aus der Buchhaltung, auch wenn das Backwerk in seiner Drögheit an den Charakter des Bäckers erinnert. Krümel emulgieren mit den Spuren vom Mittagessen. Das tippt sich alles fest. Erschrocken stellst du fest, dass du 34 Fenster auf deinem PC geöffnet hast. Wie lange es alleine dauern wird, all diese begonnen Aufgaben abzubrechen. Daher beschließt du den Feierabend einzuläuten und schließt alle Fenster. Das bringt dich auf die Idee, einmal zu lüften. Ach wie süß, ein Spatz sitzt auf der Fensterbank. Du machst ein Foto. Auf dem Heimweg postest du im Fahrstuhl das Bild mit dem Kommentar „Uff. Für heute ausgeflogen“.

Am nächsten Tag kurz vor dem Mittag liken deine Arbeitskollegen das Bild – während du dich fragst, wer in der Kabine neben dir sitzt.

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Ein Gedanke zu „Sommer im Büro – ein Tag voller Konzentroh ein Vögelchen.

  1. Auch wenn ich als Rentner eigentlich nicht mitreden kann, zumal ich auch noch in Urlaub bin, stelle ich fest,dass Mann/Frau für einen solchen anstrengenden Arbeitsalltag viel zu selten Urlaub macht. 🎉🤣🤣
    Allein das ständige Ärgern mit dem Computer erfordert soviel Kraft, ich spreche da aus eigener Erfahrung 🙄,da braucht es viel Motivation um überhaupt weiter zu arbeiten. 😉 Gut das sich der Schellenaffe einmal dieses Thema „Arbeitstag in der heutigen Zeit“(Sommer oder Winter, egal) vorgenommen hat! Man bekommt doch mal ein realistisches Bild 😂 über das was in den Büros vor den Bildschirmen alles so passiert 😀!
    Oder gibt es da abweichende Meinungen!?
    Ich für meinen Teil hatte wieder einmal einen fröhlichen Montag Morgen 😘

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