Diese Woche begannen Menschen, an Karma zu glauben. Sie begannen daran zu glauben, dass irgendwo ein fernöstlicher Dude mit Gesichtsbehaarung und Rechenschieber auf einer Wolke sitzt und die guten und die schlechten Taten eines jeden Erdenbürgers und Eichhörnchens aufrechnet. Gerät ein jemand ins Minus durch schlechtes Verhalten, sorgt sein sauber geführtes Protokoll dafür, dass man sich aussperrt, abgelaufene Milch trinkt oder krank wird. Je nach Punktestand wird man sogar schlimm krank.
Zur Veranschaulichung der Mechanik hilft ein völlig fiktiv wirkendes Beispiel: ein Mann, der Frauen ungefragt in den Schritt greift, der sich selbst für das Managen einer Krise lobt, an der unter seiner Verantwortung 200.000 Menschen gestorben sind, der den Klimawandel für noch größeren Quatsch als sein eigenes Gerede hält, dieser Mann hat sich nun selber mit jenem Virus infiziert, den er wahlweise für Fake-News, eine chinesische Böswilligkeit oder eine maskierte Übertreibung hielt. Er liegt im Krankenhaus und Menschen halten dies für einen Ausdruck von überirdischer Gerechtigkeit. Sie trällern leise „make Rechenschieber great again“ vor sich hin und hoffen, dass ihre Milch nicht sauer wird. Denn insgeheim wissen sie, dass sie sich mit solchen Gedanken das versauen, an das sie so jungfräulich zu glauben begannen: ihr eigenes Karma. Denn die Karma-Buchhalter, die Pluspunkte verteilen, wenn man jemandem anderem etwas Schlechtes wünscht, dürften so schwer zu finden sein wie die Pluspunkte, die auf dem Rechenschieber eines Donald Trump dokumentiert sind.
Um sein eigenes Karma nicht so einem Idioten zu opfern, sollte man also all die Genugtuung, kleinen Glücksgefühle und schäbigen Gedanken runterschlucken wie saure Milch und das tun, was Donald Trump niemals tun würde: Mitleid für jemand empfinden, der krank ist, auch wenn man ihn nicht leiden kann. Möge er weniger leiden als viele der Menschen, die aufgrund seiner Fehlentscheidungen leiden mussten. Warum? Weil er bei aller Boshaftigkeit und Arschlöchrigkeit ein Lebewesen ist. In seinen eigenen Augen ein übernatürliches Lebewesen, in den Augen vieler ein unternatürliches Lebewesen, aber eben ein Lebewesen.
Also schützen wir unser eigenes Karma und denken stattdessen vielleicht einfach an Melania Trump, die neben der Bürde, ohnehin jeden Morgen in einem Fieberalbtraum neben Donald Trump aufzuwachen, nun auch noch Corona ertragen muss und sich vermutlich fragt, was mit ihrem Karma nicht stimmt.
2 Gedanken zu „Karma is real.“
Ach,es fällt mir schon schwer, nicht in Schadenfreude über das Schicksal des oben beschriebenen Mannes zu verfallen! Zumal Schadenfreude bekanntlich die schönste Freude ist!
Aber,natürlich hat der Schellenaffe recht! Wir,die Guten, sollen/wollen uns ja nicht mit den Schlechten dieser Welt auf eine Stufe stellen! Also haben wir das kleine Quäntchen Mitgefühl, was den Präsidenten einiger Länder fehlt! Ob Süd,Ost,West oder Nord überall auf der Welt gibt es derzeit Beispiele für den oben beschriebenen Mann!
Also achten wir auf unsere Pluspunkte und üben uns in Mitmenschlichkeit! Wenn es auch schwer fällt! Das muss mir erlaub werden, ohne Punktabzug!🙄
Mitleid ist hier wirklich fehl am Platz : Für den Enterich im Weißen Haus empfinde ich nichts, weder Schadenfreude noch Mitleid – die Menschenwürde können wir natürlich niemandem vorenthalten …